Ungarnaustausch in Ungarn 2015
Bericht Ungarnaustausch, 22. 9. – 30. 9. 2015
19 Jungen und Mädchen aus zehn verschiedenen Klassen (Förderstufe, Haupt-/Realschulzweig, Gymnasialzweig) aus den Klassenstufen 6 –8 machten sich am Dienstag, den 22. September voller Erwartungen auf die Reise nach Diósd in Ungarn.
In den Wochen vor der Abfahrt hatte sich der Blick auf die Flüchtlingssituation gerichtet, denn sie hatte dazu geführt, dass der Zugverkehr zwischen Wien und Budapest unterbrochen war. Alle waren froh, dass nicht die geplante Ersatzstrecke über Bratislava genommen werden musste. Einige Tage vor der Abreise wurde die direkte Verbindung nach Budapest wieder in Betrieb genommen.
Die Hinfahrt verlief mit Kennenlernen, Spielen und reger Unterhaltung kurzweilig. Pünktlich kamen wir in Budapest an, und die Kinder lernten ihre Gastfamilien real kennen. Über Mails und Telefonate waren die Kontakte schon während der Sommerferien aufgenommen worden.
Am Mittwoch wurden wir vom Bürgermeister und vom Schulleiter der Eötvös József Német Memzetiségi Altalános Iskola mit einem kleinen Frühstück herzlich begrüßt. Auf einer Ortsrallye lernten die Kinder in Gruppen Diósd kennen. Am Nachmittag besuchten wir das „Wunderschloss“ in Campona. Dies ist eine interaktive Ausstellung, die physikalische Phänomene sichtbar und erlebbar macht. Die Kinder wurden so den Möglichkeiten zum Experimentieren fasziniert, dass sie am liebsten noch viel länger dort geblieben wären.
Der Donnerstag hatte einen geschichtlichen Schwerpunkt. In der Schule wurde der Geburtstag des Namenspatrons der Schule, Eötvös József, gefeiert. Sein Wirken für die Entwicklung des Schulsystems in Ungarn konnten die Kinder in einem ihm gewidmeten Museum in Ercsi kennen lernen. Besonders beeindruckte die Nachbildung der Klassenräume aus dem 19. Jahrhundert, in dem das Lernen der Schülerinnen und Schüler damals nachempfunden werden konnte.Am Nachmittag folgte ein Ausflug in die Entwicklung des Radios und des Fernsehens. Eine interessante Führung durch das Radiomuseum in Diósd ließ die Geschichte wieder lebendig werden. Es war erstaunlich zu sehen, wie früher Radio und Fernsehen stattfand.
Schlusspunkt an diesem Tag waren die Angebote des Mittelaltervereins von Diósd. Die Kinder konnten Bogenschießen, mit der Peitsche knallen, Speere werfen und mit verschiedenen Wurfkreuzen werfen. Alle beteiligten sich daran, probierten möglichst viel aus und sammelten interessante Erfahrungen.
Der Freitag war Budapest gewidmet. Der Ausflug auf die Citadella und die Burg bot einige Einblicke auf diese großartigen Bauwerke, leider getrübt durch das nasskalte Wetter. Deshalb wechselten wir in das ungarische Landwirtschaftsmuseum, das im Schloss Vajdahunyad auf der Széchenyi–Insel des Stadtwäldchens eingerichtet ist. Neben vielen Einblicken in die Geschichte der Landwirtschaft in Ungarn konnten sich die Kinder auch wieder aufwärmen. Auch die Gemeinschaft mit den ungarischen Partnerkindern verstärkte sich beim gemeinschaftlichen Erkunden des Museums.
Vor der Rückfahrt konnte wenigstens noch der Heldenplatz, der sich in unmittelbarer Nähe befindet, besichtigt werden.
Das Wochenende wurde von den Familien mit interessantem Programm gestaltet. Dies wurde am Montag ausgiebig erzählt, wozu nach dem Besuch von zwei Schulstunden auf der Fahrt in die Aquaworld genügend Zeit war. Dieses Erlebnisbad mit seinen Schwimmbecken und Wasserrutschen wurde ausgiebig genutzt. Vielen war die Zeit zu kurz, so begeistert waren sie.
Am Dienstag konnten wir noch einmal nach Budapest. Zunächst gab es eine Führung durch das Parlament, das mit seiner Schönheit faszinierte. Anschließend wurden in der Markthalle Langos gegessen. Diese, vielen unbekannte, ungarische Spezialität schmeckte allen sehr gut. Das Stöbern in den Läden der Fußgängerzone ermöglichte es, Andenken oder kleine Geschenke für die Familien zu besorgen.
Am Abend musste leider schon Abschied gefeiert werden. Die ungarischen Eltern hatten ein Buffet für das Abendessen bereitgemacht. Noch einmal konnte miteinander über die schöne Zeit geplaudert werden.
Am Mittwoch, den 30. 9., machten wir uns auf die Rückreise. Noch stand ein weiteres Erlebnis bevor. Wir machten in Wien eine Pause, die wir zu einem Rundgang durch die Innenstadt nutzen. Nach dem Bestaunen der Gebäude stürzten sich alle noch einmal in die Einkaufswelt. Dort fanden sie noch dies und das, was sie gerne als Erinnerung oder als Geschenk mitnehmen konnten.
Die Weiterfahrt von Wien wurde auch zum Erlebnis der Flüchtlingssituation. In Deutschland stiegen viele Flüchtlinge in diesen Zug ein, um in Aufnahmezentren zu fahren. Es wurden so viele, dass alle Gänge voll Menschen waren und man sich kaum noch von den Plätzen wegbewegen konnte. Das war eine teilweise bedrückende Erfahrung. Unverständlich für uns als Leitung des Austauschs war, weshalb die Deutsche Bahn die Überbuchung des ICEs erlaubt hatte, denn alle hatten gültige Fahrscheine. Mit der Zeit leerte sich der Zug etwas, so dass wieder normale Reiseverhältnisse einkehrten. Und schließlich kamen wir sogar ganz pünktlich wieder in Bickenbach an!Die Kinder haben während dieser Zeit wertvolle Erfahrungen sammeln können. Die persönlichen Kontakte haben zu vielen Freundschaften geführt. Das geschah sowohl zwischen den deutschen Kindern, die aus so viel verschiedenen Klassen waren, als auch mit den ungarischen Kindern. Die persönliche Kompetenz der Kinder wuchs mit der Herausforderung, sich in einem unbekanntem Land zurecht zu finden. Die vielen geschichtlichen Einblicke führten zu einem ganz neuen Verständnis für ein Land, das sie vorher kaum gekannt hatten. Sie wurden für die Situation in Europa sensibilisiert und konnten sich damit auseinander setzen. Unser Eindruck war, dass sie durch die Teilnahme an dem Austausch reifer geworden sind. Und alle freuen sich schon auf den zweiten Teil, wenn im Frühjahr 2016 die ungarischen Partnerkinder nach Deutschland kommen! Schließlich wollen sie zeigen, wie es hier bei uns ist und die gegenseitigen Kontakte und Freundschaften vertiefen.
Detlef Franske, Elena Potocnik