Aikido
Seit vorletztem Schuljahr biete ich an der Melibokusschule einen Aikido-Kurs an. Ich betreibe diesen Sport schon seit mehreren Jahrzehnten.
Beim Aikido redet man eigentlich wenig. Das macht es etwas schwierig, mit Worten etwas erklären, was normalerweise der Körper mit Bewegungen ausdrückt. Es ist so, als wollte man einen Tanz beschreiben.
Aikido ist eine Kampfkunst, die in Japan entstanden ist. Sie schöpft aus dem Wissen der Erfahrungen von Kriegern aus hunderten von Jahren.
Aikido dient nicht dazu, Übergriffe auf die Sphäre von anderen zu unternehmen, sondern die eigene Sphäre, da wo es nötig wird und sinnvoll ist, vom Einfluss eines Angreifers wieder frei zu machen.
Dabei wird der Impuls des Angriffes des Anderen genutzt, um diesen aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass dieser fällt. Damit ist der Angriff erst einmal beendet.
Wir bewahren unsere eigene Sphäre, damit wir unser Leben führen, entwickeln und entfalten können, ohne Angst zu haben, zumindest nicht ständig.
Im Aikido-Training untersuchen wir, was das ist, die eigene Sphäre: der eigene Körper, der eigene Atem, die eigenen Gefühle, die eigene Art zu stehen und sich zu bewegen.
Dies geschieht durch eine bestimmte Art von Gymnastik, durch Atemübungen, Meditationen, Bewegungen, etwa 20- 30 Minuten zu Beginn jedes Trainings.
Die eigene Sphäre wird beeinflusst von der Schwerkraft und der uns umgebenden Atmosphäre.
Schwerkraft hat eine Bedeutung, zum Beispiel, wenn wir fallen oder wenn wir uns aufrichten. Atmosphäre zum Beispiel, wenn wir atmen.
Dann taucht ein anderer Mensch auf, betritt unsere Sphäre und alles verändert sich. Wenn er sich vor uns stellt, wenn er uns anstarrt, wenn er unser Handgelenk fasst , mit der Faust zuschlägt, und und und.
Im Aikido simuliert man diese Angriffe in möglichst klarer Form, um damit üben zu können. Die Bewegungen werden dabei „in die Länge gezogen“ und möglichst gleichmäßig ausgeführt, fast als würde man einen aus vollem Lauf und mit voller Kraft ausgeführten Angriff in Zeitlupe filmen. Der Angegriffene übt jetzt das „Ausweichen“ und das „Beeinflussen“ des Angreifers so, dass er die Kontrolle über dessen Sphäre übernimmt und ihn so zu Fall bringt.
Dieses Beeinflussen geschieht mit Hilfe von Techniken, die auch Namen haben und die im Aikido immer wieder geübt werden. So wie man das ABC zum Schreiben lernt, lernt man beim Aikido ein ABC des Bewegens.
Die Bewegungen des Angegriffenen werden so ausgeführt, dass es nicht zu einem Aufprall des Angreifers kommt, sondern zu einem Aufnehmen und Begleiten und zu einem kreisförmigen Beenden der Bewegung.
Diese harmonische Bewegung ist ausgedrückt in:
„Ai“ (Harmonie, Liebe, Gleichgewicht) des Wortes Aikido.
„Ki“ (Atem-, Lebenskraft, Geist) bedeutet im Aikido: den eigenen Atem und die Position des eigenen Körpers zum Partner, die eigene Bewegung, ja das Zuhause sein in der eigenen Sphäre optimal zusammenwirken zu lassen. Die Kraft, die verwendet wird, ist also etwas anderes als nur Muskelkraft.
“Do“ in Aikido bedeutet „der Weg“, auf dem dies geübt wird. Die Techniken werden meist paarweise geübt, so, dass der eine viermal angreift, der andere viermal verteidigt. Dann wird gewechselt. Weil die Bewegungen in simulierter Form ziemlich vielfältig sind, übt man so, dass man zusammenarbeitet und nicht blockiert.
Erst mit der Zeit entsteht ein Spiel, das wie ein Kampf aussieht. Jedoch sehen die Bewegungen immer harmonisch aus und fühlen sich auch so an. Sie bringen Spaß und schulen den eigenen Körper in idealer Weise.
Am besten ist es, wenn du dich beim Aikido von den Anstrengungen des Tages erholst und dich danach wieder kräftig und geklärt fühlst.
Um einen Eindruck von Aikido zu bekommen, drei Links zu Aikido-Clips im Internet: Der erste aus einem Aikido- Lehrgang für Frauen, der zweite zeigt den Aikido-Lehrer Christian Tissier. Die ersten beiden zeigen fortgeschrittene Übungsgruppen. Zu erkennen ist die Harmonie der Bewegungen, gleichzeitig auch die Dynamik und der Grad der körperlichen „Fitness“. Der dritte zeigt etwas vom Spielerischen, Freundlichen im Aikido.
1) www.youtube.com/watch?v=VzWAeksoGJo 2) www.youtube.com/watch?v=W4kuVrM9d0w 3) www.youtube.com/watch?v=ZXZ9KozdSUQ
Michael Brandis






