Halbstark nennt man sie

Datum: 
Dienstag, 5. April 2011

Abschlussfahrt. Der Inbegriff des hemmungslosen Besäufnisses und der letzten gemeinsamen, erlebnisreichen Zeit mit der Klasse. Letzteres traf wohl zu.

Wir schreiben das Jahr 2011, 9. April, 4 Uhr
nachts

Ein Bus, 20 Menschen und Sven, unser alt bekannter Busfahrer, war nicht unter uns. Wir trauerten.
Wie man sich vorstellen kann, hatten wir um diese Uhrzeit nichts Besseres zu tun, als zu schlafen, was wir auch mit wenigen Misserfolgen taten, wenn man bedenkt, dass wir in einem ganz normalen Reisebus saßen bzw. unbequem „lagen“.
Nach einigen Stunden Fahrt hielt unser Bus auf irgend einem Rastplatz an. Wer stieg plötzlich zu unserer Verwunderung ein? Sven! Der Bus feierte, und der andere Busfahrer, der wahrscheinlich heilfroh war, durfte seinen Feierabend antreten.
Nach insgesamt 7 Stunden Fahrt kamen wir an unserem ersten Ziel an: Salzburg.
Und los ging es - Hallo Kultur! 1½ Stunden Stadtführung und Kirchen erwarteten uns an diesem sommerlich schönen Tag.
Wir sahen das Haus, in dem Mozart geboren wurde, waren auf einem Markt, aßen (inter)nationale Gerichte(hiermit grüße ich herzlich Ronald McDonald) und sehr viele Designerläden.
Wie Statistiken bestätigen, sind 5% Schwund bei einer Gruppenreise normal, bei uns war das zwar etwas mehr, aber verloren geht ja schließlich immer jemand. Nach endlosem Suchen wurden die Vermissten gefunden und, ja, ichgehörte dazu. Der erste Schock für die Lehrer war überstanden, aber glaubt mir, liebe Leser und Leserinnen, es gab noch einige mehr.
Als wir uns alle wieder gefunden und lieb hatten, machten wir uns auf in Richtung Mirabell, einem wunderschönen und riesengroßen Garten, in dem sehr viele Hochzeiten und Jubiläen stattfinden.
Um ca. 14:30 Uhr ging es wieder ab in den Bus, in Richtung Jugendherberge samt Schlafplatz, nämlich nach Rijeka. Die Fahrt dauerte und dauerte.
Es wurde gesungen (ja, richtig gelesen), gelacht und vor allem auch geschlafen. Um 21:30 Uhr kamen wir endlich an. Erstmal gingen wir essen, um gestärkt unsere sauschweren Koffer in die Zimmer tragen zu können.
Die Herberge war für die gewohnten Verhältnisse echt schon fast atemberaubend.
Sauber, Essen war okay und einige Zimmer hatten ihr eigenes Badezimmer. Am ersten Abend wurde nicht mehr viel gemacht. Wir waren alle erschöpft von der langen Fahrt und gingen recht früh schlafen.

Sonntag, 10.April 2011, 8 Uhr

Der erste Tag, die Sonnenstrahlen kitzelten uns an unserer Nase und wir wurden langsam und erholt wach.
Und wer das glaubt, ist ein Trottel! Unsere Rollläden waren unten, also war mit Sonne nichts, und geweckt wurden wir unsanft von unseren Weckern und schließlich auch von unseren Lehrern. Um 8:45 Uhr gab es Frühstück.
Nachdem wir alle dickbäuchig und vollgefressenwaren, machten wir uns auf in Richtung Markt. Man fand dort alles: Klamotten, Lebensmittel, Schmuck, und und, und. Wir bekamen ein bisschen Zeit, um einzukaufen und trafen uns irgendwann wieder, um uns in Richtung Hafen zu begeben.
Möwen gab es da viele und viele Boote, Wasser und Fische.
Ist halt ein Hafen.
Nächstes Ziel war die Altstadt und diese die hat eine Kirche und irgendwo ist da dann auch eine Burg, zu der man erst mal kommen muss. Besagte Burg lag, wie es eben viele Burgen tun, ganz oben auf einem Berg. Man stelle sich nun bitte eine Klasse mit ca. 20 Personen vor, die alle mit Taschen und viel zu wenig Getränken einen Berg hoch laufen müssen, noch dazu Treppen, bei Temperaturen von gefühlten 50°C.

Fazit:
Gibt es keins, nur die Frage: War es das wert? Okay, der Ausblick war wirklich fantastisch und irgendwie gehört das ja auch dazu, aber so viele Treppen??? Ich litt an diesem Tag wirklich! Um 16:00 Uhr durften wir wieder das machen, was wir am besten konnten – Shoppen! Wir gingen in ein Einkaufszentrum und durften dort mal machen, was wir wollten. Einige verzogen sich auch einfach an den Strand, immerhin war es unser erster, aber auch automatisch unser letzter Tag im wunderschönen Rijeka.
Am Abend gingen wir nochmal alle zusammen an den Strand, lauschten den Wellen, genossen den Ausblick und verabschiedeten uns schon innerlich. Die Nacht war zwar nicht lang, aber für das, was wir erhofft hatten, immer noch zu lang.

Montag, 11. April 2011, 6:30 Uhr

Aufstehen, Koffer packen, zack, zack! Ein Bootcamp ist nichts gegen den Stress, den wir an diesem Tag hatten. Immerhin haben wir einen strengen Zeitplan. Um 7:30gab es Frühstück, dann ab in den Bus und 4 ½ StundenFahrt. So sah der Morgen aus, den wir erleben ‚durften‘. Das Ziel: Venedig, die Geburtsstadt von Giacomo Casanova, bekannt für seine Liebschaften und seinen unverkennbaren Lebensstil. Bekannt ist die Stadt auch für den Karneval, der dort zelebriert wird. Die Masken, die Gondeln, die Häuser, die Straßen, ... diese Stadt ist einfach wunderbar! Unter einer Bedingung – man muss sich auskennen!
Zuerst machten wir eine Führung durch die Stadt, zwischendurch bekamen wir immer mal wieder Zeit, um uns umzusehen und dann irgendwann kam der fatale Fehler, den unsere Lehrer begingen. 1½ Stunden freie Zeit für uns. Wir durften machen, was wir wollten. Ein Treffpunkt war ausgemacht, alles klar. Man muss sich halt auskennen. Venedig hat geschätzte 5000 Gassen, die alle gleich aussehen. Zu diesem Zeitpunkt hat Venedig auch vier Mädchen, die absolut keine Orientierung haben und noch dazu auf der Suche nach DEM Mitbringsel schlechthin sind. Und wenn man dann komplett alleine in einer Gasse steht und da ein Mann auf einen zukommt, der Taschen um den Arm hängen hat, redet man natürlich mit ihm. Schwierig wird es nur, wenn genannter Mann die Taschen so sehr los werden will, dass er meint, einen festhalten zu müssen. Also hilft nur noch eines – rennen!
Ja, wir sind heil und nur mit einem Schrecken davongekommen, aber ab jetzt sind wir in solchen Situationen auch vorsichtiger.
Nach einer sehr sehr langen Suche fanden wir auch wieder unsere Klasse. Wir waren die Letzten, aber dashatte sich in den letzten Tagen schon eingebürgert. Nachdem sich unsere Lehrer erst mal eine Standpauke von uns anhören durften, machten wir uns auf in Richtung Bus zum nächsten Zielort: Ravenna.
Die lange Busfahrt waren wir schon langsam gewohnt, wir schliefen viel und die Stimmung war etwas gedämpft. Etwa 19:30 Uhr, der Bus rollte auf den Parkplatz der Herberge und wir waren im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Nicht, weil die Herberge so wunderschön war, ganz im Gegenteil. Man hätte uns genauso gut im Knast abliefern können. Lattenrost? Fehlanzeige! Sauberkeit? Der unverhoffte Traum! Das Essen? War zur Überraschung aller gar nicht mal schlecht.
Wir bezogen also unsere Betten und versuchten in diesem klapprigen Etwas, das man als ‚Bett‘ bezeichnete, zu schlafen.

Dienstag, 12. April 2011, 8:00 Uhr

Wir wurden wach, und die Tatsache, dass wir nicht geträumt hatten, erschütterte uns sofort. Wir lagen immer noch in diesen Betten. Schäbig eingekauert, wie eineKakerlake in einer dreckigen Küche.
Frühstücken, fertig machen, der Ablauf wie jeden Tag. Um 10 Uhr liefen wir los in Richtung Stadt. Erste Sehenswürdigkeit, wie war es anders zu erwarten: eine Kirche. Und hier war dies, und dort war das. Nicht immer zuzuhören kannten wir ja schon aus der Schule, aber ich glaube, so stark haben wir Informatives noch nie verdrängt. Wir bekamen im Anschluss an die Tour noch etwas Zeit, um uns die Stadt ‚auf eigene Gefahr‘ anzugucken und hatten Glück: Diesmal passierte nichts. Am späteren Nachmittag fuhren wir alle zusammen zum Strand. Das Wetter war leider nicht so schön, aber übermütig von dem Anblick machten sich die Jungs auf ins Wasser, und einige Mädels lagen im Endeffekt auch drinnen, zwar mit Klamotten, aber wen juckt das schon?Am Abend erklärten sich einige von uns bereit, mit unseren Lehrern eine passende Location für den letzten Abend zu finden. Wir tourten durch Ravenna und fanden irgendwann auch ein ziemlich schönes Musiklokal, in dem wir direkt einen Raum reservierten

Mittwoch, 13. April 2011, 7:00 Uhr

Der Plan des heutigen Tages: Florenz und das Musiklokal. Wir mussten viel zu früh aufstehen und fuhren viel zu früh los. Also zeitmäßig eher nicht, aber wenn man bedenkt, dass wir alle müde waren, schon. 4 lange Stunden Fahrt lagen vor uns, aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt. Wir sangen oder gröhlten eher alle bei dem Lied ‚Halbstark‘ von KIZ mit, wie die Bekloppten, lachten viel und schliefen wie auf jeder Fahrt. Ach Florenz, du und deine wunderschönen Kirchen, du und dein kulturelles Gut, du und deine illegalen Maler, die ihre Bilder einfach auf den Boden legen, sie nach 2 Sekunden wieder aufheben und wegrennen, um sie dann 10 Sekunden später ca. 2 Meter entfernt wieder auf den Boden zu legen. Und du mit deinen schrecklich überteuerten Restaurants (Wir mussten dafür, dass wir sitzen durften p. P. 4 €bezahlen!)! Ich werde dich vermissen! Wir bekamen diesmal wirklich viel Zeit, um uns die Stadt anzusehen, verbrachten sie aber zumeist mit dem Testen der Eissorten. Ja, Italien hat wirklich wunderbares  is!
Nachmittags fuhren wir wieder nach Ravenna, machten uns schick und liefen zusammen zum Musiklokal unserer Wahl. Ehrlich gesagt war die Musik am Vorabend besser gewesen, aber die Stimmung war auch alkoholfrei (!) gut. Leider musste uns Herr Franske verfrüht verlassen, da er den Schlüssel vergessen hatte. Man(n) denkt, wir tranken trotzdem nicht. Taten wir auch nicht. Wirklich!
Für unsere Verhältnisse spät ging es dann auch wieder in Richtung „Knast“. Geschlafen wurde trotzdem nicht.

Donnerstag, 14. April, 9:00 Uhr

Dies war der mit Abstand bewegendste Tag. Wir gingen in einen Vergnügungstierpark, der meiner Meinung nach wirklich mit sehr viel Liebe aufgebaut war. Es gab Greifshows, mit riesengroßen und wunderschönen Vögeln, die zum Teil auf unseren Köpfen oder Armen saßen. Am meisten beeindruckte uns aber am Ende die Delfinshow. Man sah einfach, wie glücklich und frei die Trainer mit den Delfinen umgingen. Diese Show war wirklich atemberaubend!
Es war der wohl stressfreiste Tag der ganzen Reise,und zu unserer Freude mussten wir uns keine Kirchen ansehen!
Der Abend verlief locker. Ohne Programm saßen wir einfach gemütlich zusammen und verabschiedeten uns innerlich von unserer Anstalt.

Freitag, 15. April, 6:00 Uhr

NACH HAUSE, NACH HAUSE, WIR GEHEN JETZT NACH HAUSE! Und vor allem raus aus diesem Loch! Adieu bella Italia, wir werden dich alle vermissen, oder auch nicht.
Zu Ende war die Reise aber doch noch nicht. Es ging noch nach Luzern. Nach einer diesmal wirklich verhältnismäßig winzig ausgefallenen Führung durften wir noch ein wenig bummeln. Viel von der Stadt sahen wir nicht, eher den McDonald‘s von innen. Wir waren sichtlich erleichtert, als wir diesen Stopp hinter uns gelassen hatten und das Gefühl bekamen, dass die Heimat gar nicht mehr so fern schien. Nach endlosen 6 ½ Stunden waren wir endlich da, direkt vor der Schule, die wir überhaupt nicht vermisst hatten. Wir fielen unseren Lieben in die Arme und wollten nur noch eins: Ab ins eigene Bett!
Liebe Kinder gebt gut acht, und hört zu, was unser Lehrer mit uns hat geschafft: Er hat uns geführt durch die Stadt und zwölf Kirchen machten wir platt.Wir wollten trinken Alkohol. D‘raus wurde leider nix, das hörtet ihr schon. Der Grund war einfach, wie anfangs nicht gedacht, die Lehrer machten uns mit ihren Wandertouren platt! Wir war‘n zu müd‘ für Feierei und schliefen lieb und brav früh ein. In diesem Sinne: Gute Nacht. Wir haben euch lieb! Wer hätt‘s gedacht?

Sina Becht

Thema: 
Impressum Entwicklung und Umsetzung: Computer Development & Consulting