Ausflug nach Verdun
Am 07.06. haben unsere zwei Klassen 9b und 9d gemeinsam einen Ausflug nach Frankreich gemacht. Das Ziel war Verdun – ein bekannter und vom Krieg gezeichneter Ort, der 10 Monate von den Deutschen besetzt war. Pro m² fielen dort ungefähr 6 Granaten/Bomben. Deswegen sieht es jetzt auch dementsprechend aus, denn es gibt dort eigentlich keine gerade Fläche mehr und kein Stein steht mehr dort, wo er einmal war! Verdun wurde zum Zielort des dt. Angriffes, da es gut anzugreifen war und die Franzosen nicht damit rechneten, die Folge waren über 320000 Opfer!
Nachdem wir also 4 lange Stunden im Bus saßen, fast noch schliefen, weil es so früh losging, aber schon ein wenig herumalberten, kamen wir dort um halb elf an. Das Fort de Vaux wirkte sehr verlassen und irgendwie ein wenig schläfrig unter all dem Grün. Wir sollten hier besonders die Einzelheiten fotografieren (für ein Projekt der Klasse 9d). Sehr wichtig: Auf den Wegen zu bleiben! Denn, auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, kann eine noch unentdeckte Granate herumliegen.
Hier konnte man sich schon die ersten Szenarien vorstellen. Genug Beispiele für die zerstörerische Kraft waren vorhanden. Danach fuhren wir zu dem Museum ‚Mémorial de Verdun‘. Die Attraktion:
Ein Feld in Schutt und Asche, mit allem, was dazu gehört (Geweheren, Stacheldraht, versteckte Menschen in Militärkleidung,... ). Darüber hinaus hingen dort überall kleine Tafeln, auf denen man das Geschehene von 1914- 18 nachlesen konnte und dazu meistens Bilder oder Schaukästen. Überall standen Kanonen und noch vieles mehr, was zum Krieg benötigt wurde. Wieder draußen machten wir uns zu unserem nächsten Ziel auf – zu Fuß! Nach 5 min. laufen tauchten im Wald plötzlich weiße, einen halben Meter hohe, weiße Pfähle auf. Wir fragten uns schon, was das sei, als wir links abbogen – geradewegs auf eine kleine Kapelle zu. Dort wurde uns erklärt, dass überall, wo ein weißer Pfahl steht, vor 100 Jahren ein Haus stand. Schilder wiesen auf Staßen oder Bauernhöfe hin.
Die Aufgabe: Uns ein wenig in diese Atmosphäre, diesen Ort und was hier einmal war einfinden.
Das fiel allen ziemlich schwer, denn es war so gut wie unmöglich, sich das Leben hier vor einem Jahrhundert vorzustellen, an diesem schönen Waldfleckchen. Doch lange blieben wir nicht und es ging weiter, zum Höhepunkt des Tages!
Von weitem sah man schon einen Turm über den Gipfeln aufragen, doch als wir dann um die Ecke bogen war der Anblick unglaublich! Vor uns eröffnete sich ein weites Feld von Kreuzen aus Stein in Reih und Glied, eines neber dem anderen, vor jedem ein kl. Rosenbusch und an jedem ein Schild mit dem Namen, Regiment und darunter: „... est mort pour la France!”(gestorben für Frankreich). Inmitten der langen Rasenauffahrt steht die französische Fahne. Das Alles dort ist äußerlich so schön, man merkt die Ehre, die dort herrscht, und doch liegt auf ihm so eine traurige Schwere, wenn man ein wenig von der Geschichte und den Geschehnissen weiß. 15 000 Soldaten wurden identifiziert und begraben, 10 mal so viele u n b e k a n n t e Menschengebeine liegen im Beinhaus (PAX – Frieden). Dessen tunnelartige Wände im Inneren sind mit dt. und fr. Namen beschrieben und an den Seiten liegen schwarze Marmorsäcke. Eine kleine Kapelle gibt es dort auch, in der man für die Gefallenen beten kann. Einige Schüler stiegen auf den Turm hoch, wo sie eine lohnende Aussicht erwartete. Man kann von dort obensehr gut die Symetrie und Sorgfalt sehen, mit der die Anlage gebaut wurde.
Wieder unten, konnte man im Keller noch Souveniers kaufen. Dort hielten wir uns jedoch nicht lange auf, denn die Anderen warteten schon am Eingang auf uns, da sie den Bus erwarteten, der nicht kam. Wir sollten also schon wieder laufen
müssen!!! Das sind wir dann auch, noch mal 1 bis 2 km zum Fort de Douaument. Dieses ist das Größte seiner Zeit und war 1916 11 Monate im Besitz der Deutschen. Es waren damals sehr heftige Kämpfe, denn das Fort war bis zum Innersten Raum ausgestatten mit Abwehrstellungen. Es ist ein Wunder, dass es den Deutschen überhaupt gelang, es einzunehmen, jedoch mit vielen Menschenleben ging der Plan
auf, ~ 5.000 Tote nur für ein 6 ha großes Fort. Dort haben wir dann eine ganze Weile in den kühlen Gängen und Räumen unter der Oberfläche zugebracht, Tropfen kleiner Kalkstalaktiten fielen auf uns und der
Boden war teilweise mit Wasser bedeckt. Kilometer lange Gänge, die Schlafräume waren Platz sparend gebaut, ebenso wie alles andere dort. Der Frischwasserschacht ist tief und die Böden sind nicht gerade. Wenn im Inneren ein Stein auf den Boden fällt, hallt es unheimlich laut und man kann sich in etwa vorstellen, wie es sich angehört hat, wenn mal wieder eine Granate auf das Fort fiel – nur noch viel lauter und im
Sekundentakt! Nicht wenige Soldaten sind dort verrückt geworden, rausgerannt oder haben sich zum Teil einfach selbst erschossen. Die psychische Belastung muss enorm gewesen sein und die Menschen, die dort gefallen sind,
haben unbeschreibliches durchgemacht. Viele wurden schon ab 18 Jahren in den Krieg geschickt, vl 2-3 Jahre älter als wir – gerade kein Kind mehr und
schon mussten sie kämpfen! Irgendwie haben wir dort wieder herausgefunden – aus dieser bedrückenden Enge, indem wir zusammenblieben
und uns an unsere zwei ‚Führer‘ hielten. Draußen erwartete uns grelles Licht und schlagartige Wärme – ein großer Unterschied zu den Gewölben des
Forts. Ein wenig Zeit um auf das grasbewachsene Fort drauf zu laufen hatten wir noch, bevor wir wieder mal in den Bus
stiegen, um die Heimfahrt anzutreten. Fast alle waren froh, sitzen zu können und sich auszuruhen, ein wenig zu schlafen und über das Geschehene
nachzudenken. Es war zwar nur ein Tag, der aber war sehr einschneidend. Wir haben wirklich viel gelernt, über den Krieg, die Verhältnisse, die Kleidung, Waffen und das Leben der Soldaten, ein wenig ,Kriegsführung‘, über die fatalen Auswirkungen von Granaten und über noch sehr
vieles mehr. Man sollte das alles einmal gesehen haben, denn beschreiben ist trotzt der vielen Fotos schwierig.
Rebecca Bauer






