Zeitzeugin Ruth David
Am 28.09.09 besuchte Ruth David die Melibokusschule in Alsbach. Die als Ruth Oppenheimer geborene, heute Achtzijährige, stammt aus einer jüdischen Familie aus-Fränkisch-Crumbach. Die drei zehnten Klassen der Meli folgten mit großer Aufmerksamkeit den Erzählungen über die schlimmen Erfahrungen in ihrer Kindheit im Nazi-Deutschland. Erlebnisse, die Frau David heute noch unter die Haut gehen, ließ sie von ihrer Co-Autorin von der HEL (Hessische Landeszentrale für politische Bildung), Frau Knigge-Tesche, vorlesen.
Frau David ging auf die Rolle der Juden im Verlauf der Geschichte ein. Sie mussten herhalten als Schuldige für Missernten, für die Pest im Mittelalter bis zur Inflation in der Weimarer Republik in den Zwanziger Jahren. Als Folge der Weltwirtschaftskrise erhielt die NSDAP immer mehr Stimmen und Adolf Hitler kam legal an die Macht. Schon in den ersten drei Monaten seiner Zeit als Reichskanzler schaltete er Schritt für Schritt die Opposition aus. Es folgten die Judengesetze, wodurch Ruth und ihre Geschwister nicht mehr in Fränkisch-Crumbach zur Schule gehen durften. Sie fuhren jeden Tag mit einem alten Kleinbus, der noch mehr jüdische Kinder in der Umgebung einsammelte, nach Höchst, wo sie bis zur Reichspogromnacht in einer Synagoge unterrichtet wurden. Diese Fahrten waren nicht ungefährlich, der Bus wurde von Nazis mit Steinen beworfen und einmal sogar von einem Mann aus Fränkisch-Crumbach überfallen. Auch das Spielen mit arischen Kindern, den früheren Freundinnen und Nachbarkindern, war verboten. Ihr Vater musste einen Nazi-Beobachter in die Geschäftsleitung einstellen, der alle Abläufe überprüfte und sich mehr und mehr in das Unternehmen einschaltete. Die allergrößte Angst ihres Lebens empfand sie in der Nacht vom 10. auf 11. November 1938, als Nazis in das Haus der Familie Oppenheimer eindrangen und alles zerstörten. Ihr selbst und ihrer Schwester war es gelungen, sich im Hof in einem Auto zu verstecken. Am Ende dieser Nacht hatten die Nazis einen Onkel, der im Rollstuhl saß, die Treppe hinuntergeworfen, den Vater und einen Bruder mitgenommen und somit der Familie die Lebensgrundlage vernichtet. Für kurze Zeit lebte Ruth mit ihrer Schwester in Mannheim, wo ihre Mutter einnWaisenhaus für jüdische Kinder leitete. Von Mannheim aus gelang es der Mutter, Ruth und ihre Schwester mit getrennten Kindertransporten nach England zu schaffen, während die Eltern und kleineren Geschwister nach Südfrankreich in ein Lager deportiert wurden. Ihre Eltern kamen im KZ ums Leben, die Geschwister überlebten in Frankreich, USA und Argentinien.
Auch wenn die Kinder alle überlebt haben, war es nie wieder wie früher, sie wuchsen getrennt auf und sprachen nicht mehr dieselbe Sprache. Wir fanden den Besuch von Frau David sehr aufschlussreich und aufklärend. Es ist wichtig, dass es Zeitzeugen gibt, die in die Schulen kommen und von ihren Erlebnissen berichten, damit solche schrecklichen Dinge nie wieder passieren können. Wir wünschen Frau David alles Gute und hoffen für den nächsten Jahrgang 10, dass sie auch im kommenden Schuljahr wieder an unsere Schule kommt.
Elise Reine, Mbahal Mambo






