Vortrag: Der Nahe Osten – so nah!
„Der Nahe Osten – so nah!“ war der Titel eines Vortrags mit Diskussion, zu dem die Arbeitsgemeinschaft Frieden Alsbach-Hähnlein in die Melibokusschule eingeladen hatte.
„Zur Gründung unserer AG hatte uns im vergangenen Jahr die Vernissage der Schülerarbeiten „Bilder gegen den Krieg angeregt“, erläutert Jürgen Scherer von der Arbeitsgemeinschaft Frieden Alsbach-Hähnlein. Daher war die erneute Präsentation der eindrucksvollen Linolschnitte wichtiger Bestandteil der ersten Veranstaltung der Initiative, die am Mittwoch in der Melibokusschule den passenden Rahmen gefunden hat.
Als kompetenten Referenten hatten die Veranstalter, die mit der Kreisvolkshochschule und der Melibokusschule zusammengearbeitet haben, den früheren langjährigen Nahostkorrespondenten der Wochenzeitung „Die Zeit“, Michael Lüders, gewonnen, der ausgewiesener Islamwissenschaftler und Nahostexperte ist. Gerade ist sein Buch „Wer Wind sät – was westliche Politik im Orient anrichtet “ erschienen, das schon bei der Veranstaltung auf einem Büchertisch zu finden war. Moderator des Abends war der frühere Lehrer der Melibokusschule, Frank Nonnenmacher. „Ich freue mich, hier alte Freunde wieder zusehen“, gestand er. Mathias Volkart, der kommissarische Schulleiter, freute sich, dass die Melibokusschule Veranstaltungsort des Vortragsabends war. „Das ist ein sehr aktuelles Thema im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen und Generationen“, betonte er unter Verweis auf die künstlerischen Schülerarbeiten. Er dankte den Kunstlehrern Oliver Martin und Stefan Buss für ihr Engagement bei der Umsetzung. Jürgen Scherer von der AG freute sich über die vielfältige Unterstützung im Umfeld dieser Veranstaltung und begrüßte besonders den Kreisbeigeordneten Christel Fleischmann (Bündnis 90/Die Grünen) für den Landkreis als Mitveranstalter. „Wir wollten mit der erneuten Präsentation der Linolschnitte das Engagement der Schüler weiter fortleben lassen und mit der Gründung der AG Frieden uns in den täglichen Irrsinn in der Politik und den Wirrwarr unserer Zeit einbringen und eine Hilfe leisten durch Aufklärung im Ringen um den Frieden“, machte Scherer deutlich. Michael Lüders, den zuvor Frank Nonnenmacher als einen der profiliertesten Nahostexperten und kritischen Betrachter der politischen Ereignisse in Syrien und im Irak, aber auch in Nordafrika vorgestellt hatte, war über die große Altersspanne seiner Zuhörer von den Schülern bis zu den älteren Mitbürgern erfreut. Er wolle sie alle auf eine Tour durch den Nahen Osten mitnehmen, ihnen die Zusammenhänge im Konflikt zwischen Syrien, Irak, Israel, Palästina und Lybien aufzeigen.
„Ist der Islam gewalttätig und fanatisch?“, stellte er die wichtige Frage. Eine solche Kennzeichnung des Islam spreche lediglich den Westen von seiner Verantwortung an der derzeitigen Situation frei. Sie sei daher gefällig und bequem. Der Islam an sich sei nicht der Grund für das derzeitige Chaos im Nahen Osten und in Nordafrika, sondern die dort bestehenden andersartigen Strukturen, aber auch die anderen politischen Erfahrungen der Menschen dort.
Die soziale Struktur sei im Nahen Osten anders als in Europa, wo sich eine bürgerliche Mittelschicht schon lange emanzipiert habe, die seit den beiden Weltkriegen eine friedliche Ordnung aufgebaut habe. Im Nahen Osten sei nach dem Einmarsch der USA in den Irak mit dem Ziel Saddam Hussein zu stürzen, ein Vakuum entstanden, das von Milizen gefüllt wird, allen voran der Islamische Staat. „Es wird für die Probleme im Nahen Osten keine politische Lösung geben, weil in Syrien und im Irak die Staaten zerfallen sind“, machte Lüders deutlich. Die Leidtragenden der Entwicklung seien die Zivilisten, aber ein Zurück zum früheren Zustand gebe es nicht.
Abschließend rief Lüders dazu auf, den Menschen im Nahen Osten zu helfen, auch den Flüchtlingen, die von dort kommen. Seinen Ausführungen schloss sich eine lebhafte Diskussion unter den rund 150 Zuhörern an.
Ausstellung Die Linolschnitte der Schüler sind noch bis 25. März in der Schule im Ganztagsbereich vor der Cafeteria zwischen 8 und 15 Uhr zu sehen. Im Januar 2016 werden sie in der Remise des Alten Amtsgerichts in Zwingenberg gezeigt.








